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Kirche Mannichswalde – Baugeschichte
Existenz einer Chorturmkirche (Turm wurde auf dem Chor errichtet, also im Osten) mit unterem Kirchturmteil im romanischen Baustil ,Baujahr unbekannt
1618 (im 30 jährigen Krieg) Planung eines Kirchenneubaus
1620 Baubeginn – Das alte Kirchengebäude wurde völlig abgerissen, nur der viereckige Unterbau des Turmes blieb bestehen. Neubau von Kirchenschiff und Turmoberbau.
1623 Einweihung (die Wetterfahne erinnert an dieses Jahr)
1701 Einbau der ersten Orgel und Anstellung eines Bälgetreters
1740 Erneuerung von Emporen und Gestühl
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1828 Turmreparatur
1835 zur 1. Glocke kommen 2 weitere hinzu
1864 bauliche Veränderung an Chor und Sakristei
1865 Einbau der Orgel ( Orgelbauer Christoph Opitz)
1873 Bau einer hölzernen Kanzel, die auf einem wuchtigen Schaft ruhte und zu der ein einfacher Treppenlauf hinauf führte, über der Kanzel wurde ein einfach gehaltener, baldachinartiger Schalldeckel angebracht
1881 Einbau eines neues Glockengeläuts –große Glocke mit Aufschrift: “Ehre sei Gott in der Höhe“, mittlere Glocke:“ Land, Land, höre des Herrn Wort“, kleine Glocke: „ Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht“
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1890 durchgreifende Erneuerung der Kirche (Außen- und Innenwände neu mit Putz versehen, Innenausmalung, Täfelung der Empore, Fußboden erneuert und mit Platten belegt, neue Treppen zu beiden Emporen angebracht, Vorhalle mit dem Haupteingang von Grund auf bis unter das Dach massiv neu aufgeführt, Dach neu gedeckt)
1917 mittlere und kleine Glocke wurden zu Kriegszwecken eingezogen
1925 Entschluss, neues Geläut anzuschaffen
1935 Neuverlegung der Lichtleitung
1949 Blitzeinschlag im Kirchturm mit Zerstörung von Sparren der Turmspitze und der Beschädigung von Orgel und Lichtleitung
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1962 Orgelreparatur mit nun elektrisch betriebenem Windkasten (ein Bälgetreter war nicht mehr nötig)
1962 Auftakt zur umfassenden Neugestaltung des Kircheninneren
30.9.1962 Einweihung durch Thüringer Landesbischof Dr. Moritz Mitzenheim mit Festgottesdienst, Festumzug und Kirchenkonzert
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1964 Säkularisierung des Pfarrgehöftes. Dadurch wurde die Errichtung eines neuen Gemeinderaumes notwendig. Anbau des Gemeinderaumes an den Chor, unter Einbeziehung der Sakristei
1980 Turmsanierung (die Wetterfahne erinnert an dieses Jahr)
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1991 Dachdeckung Kirchenschiff
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2006 umfangreiche Malerarbeiten im Innern der Kirche
2009 Putz- und Malerarbeiten an Außenseiten der Kirche
2018 grundlegende Sanierung der Orgel
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Quelle Historie:
Broschüre- 600 Jahre Mannichswalde 1396-1996
Große Kreisstadt Crimmitschau, Festzeitung
Herausgeber: Ortschaftsrat Mannichswalde (Ortsvorsteher: Wolfgang Langwald)
Texte: Oberlehrer i.R. Kurt Zergiebel
Mannichswalde, im Juni 1996
Quelle-Orgel: Wikipedia – Christoph Opitz
Quelle – Texte: Kurt Zergiebel , Chronik Mannichswalde
Weiterhin ältere Handwerkerrechnungen
Zeitzeugen der jüngeren Baugeschichte
Politische Situation:
13.8.1961 Bau der Berliner Mauer – ein Besuch zur Besichtigung der Kirche in der DDR war für Bürger aus der Bundesrepublik nicht immer gefahrfrei möglich, kirchliche Arbeit ungern gesehen.
Allen widrigen Umständen zum Trotz, entwickelte Dr. med. Hugo Stachura ( praktizierender Hausarzt in Mannichswalde) mit Hilfe seines Bruders Ebusch Stachura ( Stadtbaurat in der Bundesrepublik) und weiterer Freunde eine Zukunftsvision für unsere Mannichswalder Kirche.
Der Gedankenaustausch fand brieflich, telefonisch und über Fotos/Zeichnungen statt.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Dr. med. Gerwin Stachura für die Kopien der Originalbriefe seines Vaters und Onkels und die Erlaubnis zur Veröffentlichung von Textpassagen bedanken.
Die umfassende Neugestaltung des Kircheninneren Anfang der 60iger Jahre stellte einen Meilenstein in der Baugeschichte unseres Gotteshauses dar.
Die Idee Dr. H. Stachuras und zähes Ringen um Umsetzung der Vision, trugen zum Erhalt unserer Kirche bei, die so von weiteren Generationen genutzt und in Lebensläufen verankert werden kann.
19:11.1961 Briefwechsel zwischen Stadtbaurat Ebusch Stachura und Dr.med. Hugo Stachura
Herr Ebusch Stachura schreibt (Auszüge aus dem Brief):
„Ich kenne Eure Kirche noch etwas aus der Erinnerung. Es ist ein ganz beachtlicher Bau mit viel Eigenart und bestimmt von einem Könner gebaut.
Da die Kirche gut gebaut ist, muß sie auch mal in der Farbe gut gewesen sein.
Mein Vorschlag wäre folgender: Alle Wandflächen mit holzgebranntem Kalk dünn streichen…Die Wandflächen im Kirchenschiff könnten etwas grau getönt sein…
Durch die starke Gliederung dieses kleinen Kirchenraumes besteht bei Verwendung von Farbe die Gefahr, dass alles sehr unruhig wirkt. Also nur grau und weiß verwenden. Umso mehr tritt das Altarbild in Erscheinung.
Die obere Empore auf der Westseite sollte nicht um 8-10 Felder gekürzt werden (statisch schwierig), sondern ganz fortfallen, die Patronatsloge kommt viel besser zur Geltung.
Kanzel und die Emporen liegen sich diagonal gegenüber.“
15.2.1962
Planung der Renovierung/des Umbaues der Kirche- Dr.H. Stachura und befreundeter Architekt aus der Bundesrepublik
Aus einem Briefwechsel zwischen Dr.med.Hugo Stachura und seinem Freund:
„Lieber Hugo! Das Fenster wird für die Raumwirkung von großer Bedeutung sein! Antikglas ist sehr gut ,wenn es richtiges, mit der Hand gezogenes, mit den richtigen im Arbeitsvorgang entstandenen Schlieren ist. Antikglasscheiben sind klein und werden in Blei verlegt. Wenig rot und gelb verwenden, sondern auch da zurückhaltend sein, umso schöner wirken diese Luftbläschen.“
Die Decke sollte man versuchen, möglichst im Naturholz zu belassen. Erst, wenn es gar nicht anders geht, sollte man auch die Decke deckend streichen. Auf keinen Fall aber bunt(!) sondern in Anlehnung an die Behandlung der anderen Holzflächen.
Die Kanzel…nehmt gut gemasertes Holz, hell gebeizt. Einen neuen Einbau in der alten Kirche sollte man auch als solchen erkennen.
Die Treppenstufen werden einzeln in der Mauer befestigt. Das Geländer zierlich, in einfachster Art…Die Abmessungen der Kanzel sollten auch bei nur schlanken Pastoren nicht unterschritten werden. Hier geht man nur in seltenen Fällen unter 75cm. Ein gutes Kreuz könnte seinen Platz wirkungsvoll an der Wandfläche über der Kanzel finden.“
30.9.1962 Einweihung durch Thüringer Landesbischof Dr. Moritz Mitzenheim mit Festgottesdienst, Festumzug und Kirchenkonzert.
An die Einweihung erinnert die von Dr. H. Stachura gespendete Türklinke am Hauptportal.
Was ist von den Zukunftsplänen, in Zeiten zunehmender Mangelwirtschaft in der DDR, verwirklicht worden?
Herzliche Einladung in unser Gotteshaus zum selber schauen, auf sich wirken lassen und um Gottes Nähe zu spüren.
Danke, dass sich in der Geschichte unserer Kirche immer wieder Menschen berühren und zum Einsatz für die Gemeinde aktivieren lassen, mit Ideen und tatkräftigem Einsatz.
Claudia Schlegel