07.03. 2021, Andacht zum Sonntag Okuli

Andacht Sonntag Okuli 2021

Psalm 34 – Unter Gottes Schutz

Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

An die 50 Jahre her, Florenz, Italien: Furbelone, der Chef der Roten Brigaden plant einen Banküberfall. Zwei als Polizisten verkleidete Terroristen stehen am Eingang einer Bank, zwei andere warten darauf, in die Bank einzudringen, um die Kassierer mit Waffengewalt zur Herausgabe des Geldes zu zwingen. Ein Fluchtauto mit laufendem Motor steht in der Nähe. Und Furbelone sitzt verkleidet als Bettler auf den Stufen der gegenüberliegenden Kirche, um von dort aus das Einsatzzeichen für den Überfall zu geben.

Doch als der Überfall beginnen soll, kommt eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter an der Hand die Treppe zur Kirche herauf, um dort mit ihrer Tochter zu beten. Doch das Mädchen sieht den Bettler und bietet ihm ihr Frühstück an, das für die Schule bestimmt war. Und das Mädchen tut das mit einem liebevollen Blick, der den eiskalten Terroristen überwindet. Denn dieser weiß sich von diesem Augenblick an geliebt. Und anstatt das Zeichen zum Überfall zu geben, nimmt der Chef der Roten Brigaden das Brot und geht mit in die Kirche. Furbelone wird Christ und sein Terroristendasein war zu Ende.

Diese Begebenheit doch ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Liebe Hass überwinden kann. Im Predigttext für den 3. Sonntag der Passionszeit fordert uns Paulus zu solcher Liebe auf (Ephesser 5,1-2):

So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben.“

Lieben wie Jesus? Geht das überhaupt? Ist das nicht Schwärmerei? Ist das nicht doch ein wenig zuviel, was da von uns gefordert wird?

Fest steht: Menschlich gesehen ist’s unmöglich. Doch für Paulus steht fest, dass jedem Christen von Gott ein neues Leben geschenkt ist und es von daher möglich ist, diesem Anspruch auch gerecht zu werden. Und wörtlich sagt Paulus im Griechischen: Mimt Gott als seine geliebten Kinder nach!“

Macht’s wie die Kindern, die das Meiste einfach dadurch lernen, dass sie das Verhalten ihrer Eltern ganz einfach kopieren.

Die machen uns doch alles nach!“, hat mir mal ein Lehrer gesagt. Aber hinter dieser Aussage steckt doch auch die weniger tolle Erfahrung, dass Kinder das auch in den Dingen tun, wo sie es unserem Wunsch nach nicht tun sollten. „Gott mimen, Gott nachahmen als seine geliebten Kinder!“ Gelingt letztlich nur da, wo wir auf das sehen, was Jesus in seiner Liebe, in seinem Leiden und Sterben für uns getan hat.

Von Nikolaus Ludwig Zinzendorf, auf den die Herrenhuter Losungen zurückgehen, ist bekannt, dass er Anfang des

18. Jahrhunderts in einer Düsseldorfer Galerie vor einem Kreuzigungsbild von Domenico Feti steht, auf dem auch der Satz zu lesen ist: „Das tat ich für dich – was tust du für mich?“ Und dieser Moment sollte das Leben des jungen Grafen grundlegend verändern.

Die Liebe Jesu, die nicht sich selbst, sondern mir gilt.

Von wegen, Jesus wäre verpflichtet, mir seine Liebe zu schenken. Doch er will es tun. Und diese Liebe darf ich empfangen. Und weil sie nicht abnimmt, darf ich sie auch an andere weitergeben und ich darf auch in dieser Zeit für andere zum einem Mutmacher und Hoffnungsträger werden.

Aber wie kann es gelingen, dass ich die Liebe Gottes empfange und dann weiter geben kann?

Ich finde es so toll, dass Paulus nicht die moralische Keule schwingt und sagt: „Strengt euch gefälligst an, habt euch im Griff!“ Sondern Paulus sagt einfach: „Wandelt wie die Kinder des Lichts“ (Ephesser 5,8)!

Und das heißt doch:

Sich dem Licht der Liebe Gottes einfach aussetzen! Und das funktioniert wie mit der wärmenden Frühlingssonne, in die ich mich stellen muss, will ich sie spüren:

Da muss ich vielleicht mal paar Meter gehen, muss vielleicht auch etwas aus dem Weg räumen, was mir und der Sonne im Wege steht. Und sei es nur, dass ich mal eine Gardine aufziehen muss.

Was steht da vielleicht zwischen Gott und mir, dass mich seine Liebe und sein Licht nicht erreichen? Oder wo habe ich vielleicht auch mal mein dunkles Nest zu verlassen?

Einen Rat gibt Paulus auch noch, wenn er schreibt: „Seid dankbar“ (Ephesser 5,4)!

Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn (EG 602)

1) Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn, er hat dir viel Gutes getan. Bedenke, in Jesus vergibt er dir gern. Du darfst ihm, so wie du bist, nahn.

Refrain: Barmherzig, geduldig und gnädig ist er vielmehr, als ein Vater es kann. Er warf unsere Sünden ins äußerste Meer, Kommt, betet den Ewigen an.

2) Du kannst ihm vertrauen in dunkelster Nacht, wenn alles verloren erscheint. Er liebt dich, auch wenn du ihm Kummer gemacht ist näher als je du gemeint.

3) Im Danken kommt Neues ins Leben hinein ein Wünschen, das nie du gekannt, dass jeder wie du Gottes Kind möchte sein vom Vater zum Erben ernannt.

4) In Jesus gehörst du zur ewigen Welt zum Glaubensgehorsam befreit. Er hat dich in seine Gemeinde gestellt und macht dich zum Dienen bereit.

Ist einfach so und sogar Studien belegen es: Wer dankt ist ruhiger, zufriedener und glücklicher.

Ihr Pfarrer Jörg Dittmar

 

 

Posted by Mannichswalde