18.04.2021 Andacht zum Hirtensonntag

Und des HERRN Wort geschah zu mir: Weissage gegen die Hirten Israels in meinem Namen und sprich zu ihnen: Wehe den Hirten, die sich selbst weiden! Ich will meine Herde von ihren Händen fordern und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen. Und ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen und ich will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut sind. Ich will sie aus allen Völkern herausführen will sie in ihr Land bringen. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist“ (Hesekiel 34).

Ein Schäfer sitzt irgendwo in Brandenburg mit seinem Hund zum Gottesdienst in der Kirche. Doch nicht bis zum Ende. Denn als der Pfarrer bei seiner Predigt von seiner Kanzel lautstark zum Besten gibt, dass „ein guter Hirte immer bei seinen Schafen bleibt!“, sagt der Schäfer zu seinem Hund: „Komm, Hasso, wir gehen, der Pfarrer stänkert schon wieder.“

Der Predigttext vom 18. April doch so etwas wie eine Allgemeinverfügung gegen schwarze Schafe unter den Hirten. Und die gibt es überall da, wo Menschen ihrer Verantwortung nicht nachkommen. Und das beginnt ganz unten: Bei Eltern, die ihrem Erziehungsauftrag nicht nachkommen. Und das endet ganz oben: Bei Politikern und Bossen der Wirtschaft, die im Rampenlicht stehen und denen es wichtiger ist, ihr Schäflein ins Trockene zu bringen, als der Allgemeinheit zu dienen. Ganz aktuell: Der Maskenskandal, der die CDU schwer erschüttert hat. Die Vordrängler beim Impfen, und, und, und … Wie aktuell doch die alten Texte der Bibel sind!

Doch Gott keiner, der die schwarzen Schafe unter den Hirten

einfach austauscht oder vor die Hunde gehen lässt, sondern “der sich seiner Herde selbst annehmen wird”. Und genau das tut Jesus 500 Jahre nach Hesekiel als der gute Hirte, wenn er uns wissen lässt: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben“ (Johannes 10). So ist das: Jesus tritt als guter Hirte an die Stelle der Hirten, die versagt haben. Und ich darf mit dem 23. Psalm beten: “Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser” (Psalm 23). Wer wünscht sich das nicht für sein Leben? Wer wünscht sich das nicht in dieser nicht enden wollenden Pandemie? Mich fasziniert die Gelassenheit, die dieser Psalmvers ausstrahlt. Eine Gelassenheit, die sich gerade in der Verlassenheit auf Gott verlässt. Und wir alle brauchen doch die Erfahrung, die da sagt: Der gute Hirte steht zu seinem Wort! Und wir sind eingeladen, auf seine Stimme zu hören und seinen Worten zu vertrauen. Das, was die Bibel mit dem Wort Nachfolge beschreibt. Und dazu braucht es eine gehörige Portion an Vertrauen, dazu braucht es so etwas wie Urvertrauen, wie es kleine Kinder zu ihren Eltern haben. Vertrauen, das einfach da ist und das nicht wankt. Vertrauen, das aber nur als Geschenk zu haben ist. Und soviel steht doch fest: Ohne Vertrauen ist kein Leben möglich, das diesen Namen verdient. Stellen wir uns doch nur einmal vor, wir würden alles hinterfragen und überall nur Gefahren wittern. In den nächsten Monaten soll ja jeder ein Impfangebot bekommen. Und wird das Impfangebot wahrgenommen, dann vertraut man doch einfach darauf, dass der verabreichte Impfstoff auch schützt. Und dabei weiß doch niemand von uns, was in der Spritze ist, weil wir keine Virologen sind.

Komisch: Da vertrauen wir bewusst oder unbewusst fast jedem und allen, aber mit dem guten Hirten, mit Jesus Christus haben wir da oft unsere Schwierigkeiten.

Wie gesagt, diese Art von Vertrauen gibt es nur als Geschenk! Aber dieses Geschenk schmeißt mir Gott nicht einfach so in den Schoß, sondern das wird mir da geschenkt, wo ich auf die Stimme des guten Hirten höre und diesem Hirten folge.

Und ich darf Gottes Gegenwart spüren. Ich darf erfahren, dass mich der Friede Gottes umschließt. Und ich darf erfahren, dass mein Leben von der Freude an meinem guten Hirten bestimmt ist und es in ihm Sinn und Grund findet und ich nicht in die Hände schwarzer Schafe unter den Hirten gerate.

Der 23. Psalm:

Der Herr ist mein Hirte,

mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße

um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,

fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir,

dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch

im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl

und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden

mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben

im Hause des Herrn immerdar.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist,

wie im Anfang,

so auch jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Thonhausen, 16.4.2021           Ihr Pfarrer Jörg Dittmar

Posted by Mannichswalde