Andacht zum Sonntag Reminiszere 2021
Psalm 25
Nach dir, HERR, verlangt mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zuschanden werden. Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret. HERR, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich. Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Die Wege des HERRN sind lauter Güte und Treue für alle, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten. Meine Augen sehen stets auf den HERRN; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten! Bewahre meine Seele und errette mich; lass mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Das Weinberglied (Jesaja 5,1-7)
Hört mir zu! Ich singe euch das Lied meines Freundes von seinem Weinberg: Auf fruchtbarem Hügel, da liegt mein Stück Land, dort hackt ich den Boden mit eigener Hand, ich mühte mich ab und las Felsbrocken auf, baut Wachtturm und Kelter, setzte Reben darauf. Und süße Trauben erhofft ich zu Recht, doch was dann im Herbst wuchs, war sauer und schlecht. Jerusalems
Bürger, ihr Leute von Juda, was sagt ihr zum Weinberg, was tätet denn ihr da? Die Trauben sind sauer – entscheidet doch ihr: War die Pflege zu schlecht? Liegt die Schuld denn bei mir? Ich sage euch, Leute, das tue ich jetzt: Weg reiß ich die Hecke, als Schutz einst gesetzt; zum Weiden sollen Schafe und Rinder hinein! Und die Mauer ringsum – die reiße ich ein! Zertrampelnden Füßen gebe ich ihn preis, schlecht lohnte mein Weinberg mir Arbeit und Schweiß! Ich will nicht mehr hacken, das Unkraut soll sprießen! Der Himmel soll ihm den Regen verschließen! Der Weinberg des HERRN seid ihr Israeliten! Sein Lieblingsgarten, Juda, seid ihr! Er hoffte auf Rechtsspruch – und erntete Rechtsbruch, statt Liebe und Treue nur Hilfeschreie!
Singen verboten! Und wenn es erlaubt wäre, wohl niemand würde in das frustrierende „Weinberglied“ einstimmen wollen, das am 2. Sonntag der Passionszeit Predigtext ist.
Der Weinberg, der für Gottes Volk steht. Und er selbst der Weinbergbesitzer, der alles, aber auch alles getan hat, damit sein Volk gute Früchte bringen kann. Doch: “Es brachte nur schlechte!”
Doch wie sieht es mit uns aus? Wir etwa auch Menschen, die trotz aller göttlichen Mühe keine guten Früchte bringen? Unsere Geschichte mit Gott etwa auch alles andere als eine Erfolgsstory, sondern auch nur eine des Scheiterns Gottes an uns? Alle seine Mühe mit uns vergeblich, aller Einsatz vielleicht für die Katz? Unsere bedrückende Situation vielleicht eine Bestrafung durch Gott nach Gießkannenprinzip?
Der Entschluss des Weinbergbesitzers doch nachvollziehbar: Rückbau seines Weinberges!
Doch gibt Gott wirklich so einfach auf, weil auf dem Boden dieser Welt nichts Rechtes gedeiht? Bricht Gott wirklich seine Geschichte mit uns ab und überlässt er uns wirklich uns selbst?
Überraschend ist, dass in dem Weinberglied zwar die Verwüstung des Weinbergs angekündigt, die aber nicht geschildert wird. Doch so, als halte Gott die Luft an.
Ich höre da etwas von Gottes tiefer Sehnsucht nach uns, ich höre in diesen doch so ernsten Zeilen, dass Gott noch Großes mit uns vorhat, das trotz aller Enttäuschungen, trotz vergeblicher Mühe und Arbeit seinerseits.
Und der Weinbergbesitzer Gott startet einen zweiten Versuch: Er verweist uns auf Jesus und sagt uns damit, dass seine Geschichte mit einem jeden von uns eben nicht zu Ende ist.
Kein zweiter Weinberg, sondern ein Weinstock, den Gott pflanzt!
“Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mit bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht!”
So Jesus. Und das heißt doch: Nur an und in Jesus können wir Menschen sein oder werden, die Gott Früchte bringen, an denen er Wohlgefallen hat. Freilich, wir können auch ohne Jesus Früchte bringen. Aber ohne ihn eben keine, die in Gottes Augen als Früchte durchgehen würden.
Jesus unser Weinstock, wir seine Reben. Jesus der, der uns das geben will, was wir brauchen. Und er der, der im Glauben an ihn dafür Sorge tragen wird, dass in uns Früchte heranreifen, an denen Gott sein Wohlgefallen hat.
Und das gilt auch in der gegenwärtigen Situation, die sich niemand ausgesucht hat und die wir alle satt haben.
Paulus sagt einmal in seinem Römerbrief: “Denen, die Gott lieben, werden alle Dinge zum Besten dienen!”
Darauf will ich vertrauen! Das will ich besingen: „Bei dir Jesus, will ich bleiben!“. Noch nicht im Gottesdienst, aber umso lauter vielleicht unter der Dusche.
Ihr Pfarrer Jörg Dittmar
Bei dir, Jesu, will ich bleiben (EG 406)
1) Bei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn; nichts soll mich von dir vertreiben, will auf deinen Wegen gehn. Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft, wie der Weinstock seinen Reben
zuströmt Kraft und Lebenssaft.
2) Könnt ich’s irgend besser haben als bei dir, der allezeit
soviel tausend Gnadengaben für mich Armen hat bereit?
Könnt ich je getroster werden als bei dir, Herr Jesu Christ,
dem im Himmel und auf Erden alle Macht gegeben ist?
3) Wo ist solch ein Herr zu finden, der, was Jesus tat, mir tut: mich erkauft von Tod und Sünden mit dem eignen teuren Blut? Sollt ich dem nicht angehören, der sein Leben für mich gab, sollt ich ihm nicht Treue schwören,
Treue bis in Tod und Grab? Amen.